ES MAL WIEDER BUNT TREIBEN:
Fast könnte man den kleinen Laden übersehen, so unscheinbar kommt er daher. Dabei ist hier, in der Würzburger Ursulinengasse Nummer 6, Ende letzten Jahres ein ganz besonders kreativer neuer Nachbar eingezogen. Schon nach dem ersten Schritt über die Türschwelle spürt man: Hier geht mehr als Kaffee trinken und Kuchen essen. Bei „Tonart“ darf jeder Gast seine eigene Keramik bemalen. Tassen, Teller oder Eierbecher, mal wild und bunt, mal mit präzisen Mustern – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt.
Das Innere des Ladens ist mit viel Liebe gestaltet. Ein kleiner Ofen sorgt an trüben Winternachtmittagen für Wärme. Ins Auge fällt vor allem die kunstvoll gestaltete Theke, in der eine Art Bücherregal eingelassen ist. „Die Theke hat mich ein bisschen Nerven gekostet”, verrät Inhaberin Stefanie mit einem Lächeln. Im Café legt man sichtlich Wert auf “faire” bzw. Bio-Produkte. Hier lässt sich Kuchen nach Tagesangebot für 2,40 Euro genießen, dazu ein Cappuccino für 2 Euro oder ein Tee für 1,80 Euro. Schmeckt gut, ist fair.
Linker Hand führt der Weg in einen zweiten kleinen Raum: die Werkstatt – obwohl Café und Werkstatt hier irgendwie ineinander verschwimmen. In einem Regal stehen die tönernen Rohlinge. Gäste können sich einen aussuchen, sich am Regal daneben an den Farben bedienen und ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Stefanie zeigt uns einen kleinen roten Teller mit einem aufgemalten schwarzen Singvogel. Kitsch oder Design? Klare Sache: Jein. Grundsätzlich wirkt hier alles sehr künstlerisch, aber auch heimelig. Kein Stuhl passt zum anderen, die Tische bestehen aus Europaletten. Eine Gruppe Anfang 20-Jähriger sitzt an einem Tisch und bemalt Schüsseln und Tassen. Kurz darauf kommt eine Mama mit ihren zwei Sprösslingen, die ihre Kühe weiter bemalen möchten. Ganz hinten im Raum steht der Brennofen.
Ist die Kaffeetasse leer und die neue fertig bemalt, zahlt man beides und hinterlässt seine Kontaktdaten. Schließlich muss der bemalte Ton noch eine Woche trocknen und dann gebrannt werden. Wenn das selbst gemachte Einzelstück fertig ist, gibt Stefanie Bescheid und es kann abgeholt oder gegen einen Aufpreis auch geliefert werden.
Jeden Donnerstag ist außerdem “offene Werkstatt”. Hier kann jeder das Töpfern probieren. Für Kindergeburtstage und andere Events lässt sich das Tonart ebenfalls mieten. Wer auf der Suche nach originellen Geschenkideen ist, kann hier natürlich auch Gutscheine kaufen. Für gestresste Eltern gibt es obendrauf ein tolles Angebot: Sind noch Einkäufe in der Stadt zu erledigen, kann man guten Gewissens sein Kind bei Tonart vorbeibringen, wo es sinnvoll kreativ beschäftigt wird.
Stefanie ist schon “fast immer in Würzburg, zumindest gefühlt”. Aufgewachsen auf dem Land, kam sie dann zum Studieren hierher. Das Töpfern hat sie im Jugendkulturhaus Cairo begonnen. Mit der Zeit formierte sich die Idee, im Oktober 2014 fand dann die Schlüsselübergabe statt. Seit Mitte November hat Tonart geöffnet. Besuch bekommt Stefanie öfter von ihrer Tochter, der “zweiten Chefin”.
Ton ist für Stefanie ein ganz besonderes Material – weil es so schnell reagiert. Das unterscheidet die Arbeit mit diesem Material maßgeblich von der mit anderen Werkstoffen. Deshalb der Tipp der Expertin: Man sollte stets entspannt an die Sache rangehen und sich an der Töpferscheibe nicht stressen lassen. DENN DER TON MACHT DIE MUSIK.
TONART – KREATIVRAUM // Ursulinergasse 6 (Eingang Bockgasse) // Würzburg