Monate: Oktober 2015

HALLO NACHBARN

So viele neue Nachbarn aus aller Welt hat es lange in Deutschland nicht mehr gegeben. Schlimme Geschichten liegen hinter diesen Menschen; ein Grund mehr, es ihnen in unserem friedlichen Land, in unserer hübschen Stadt so schön wie möglich zu machen. Mit Winken und Wasserflaschen am Bahnhof ist es aber nicht getan. Wir müssen diesen Menschen Mut machen und ihnen zugleich zeigen, wie hier der Hase läuft, was geht, und was nicht, wie man hier lebt, was in unserem Grundgesetz steht, wie man unsere Sprache spricht – und was wir unter unseren „freiheitlichen Grundwerten“ verstehen. Wir brauchen viele liebe Nachbarn in den nächsten Jahren, um das zu schaffen. Menschen, die zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr in Würzburg leisten, Menschen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, Menschen, die vielleicht noch Platz haben bei sich und gerne jemanden Fremdes ohne Vorurteile aufnehmen – und Menschen, die sich ignoranten, fremdenfeindlichen Mitbürgern in den Weg stellen und ihnen Herz und Hirn öffnen. Bei uns gibt es genug von allem, das nötige Teilen wird aus einem reichen Land kein …

BERLIN CALLING

Mein Name ist Andreas Piel. Ich bin gerade 30 geworden und vor einem halben Jahr nach Kreuzberg gezogen, nachdem ich die letzten vier Jahre den Prenzlauer Berg meine Heimat nannte. In den ersten Jahren als Wahl-Berliner habe ich zudem in Neukölln, Friedrichshain und auch für kurze Zeit in Charlottenburg gewohnt. Kurz gesagt: Ich bin in unserer Hauptstadt schon etwas herumgekommen. Derzeit arbeite ich als Alleinunterhalter in einem kleinen Café am Prenzlauer Berg. In Bayern habe ich damals eine Ausbildung zum Kinderpfleger absolviert, bin dann aber relativ schnell in die Gastronomie gewechselt. Vom Pizzabäcker über die Küchenhilfe und diverse Barjobs bis hin zum Eisverkäufer habe ich schon so ziemlich alles gemacht, was in dieser Branche eben so anfällt. WANN HAST DU DIE „NACHBARSCHAFT“ VERLASSEN UND WARUM? Nach Berlin zog ich im Frühjahr 2008, praktisch zeitgleich mit meinem damals engsten Freundeskreis. Zwei, drei Leute haben damals den Anfang gemacht. Bei ihnen war ich ein paar Mal zu Besuch und bin dann diesem ganz besonderen Berlin-Charme erlegen. Mein eigentliches Ziel war es, in der Hauptstadt mein Abitur auf …

EMPIRE STATE OF MINE

Mein Name ist Anne Riegler. Ich bin 25 Jahre alt, komme ursprünglich aus Engelskirchen in Nordrhein-Westfalen und bin am 1. August 2015 von Würzburg nach Manhattan, New York City, ausgewandert. Dort studiere ich im Hauptfach Klavier auf Master am Mannes College, das zur Universität „The New School“ gehört. WARUM BIST DU AUSGEWANDERT? Ich habe vor drei Jahren schon einmal im Ausland studiert – genauer gesagt in St. Petersburg und fand diese Erfahrung so spannend und bereichernd, dass ich das unbedingt wiederholen wollte. Ich denke, so etwas geht einfach während des Studiums einfacher als im späteren Berufsleben, wenn man vielleicht schon Familie hat. Nach New York City bin ich deshalb gekommen, weil mein Professor mich eingeladen hat – und weil New York einfach New York ist. Da muss man eigentlich nicht viel mehr erklären. WILLST DU IRGENDWANN WIEDER NACH WÜRZBURG ZURÜCK?  Das hängt ganz von den Möglichkeiten ab, die sich mir in NYC, in Würzburg oder anderswo bieten. Grundsätzlich bin ich dem aber nicht abgeneigt. Für mich ist kaum eine andere Stadt so hübsch und angenehm …

EISZEIT IM HERZ

Wo hört der Winter-Blues auf und wo beginnen handfeste Depressionen? Im Gespräch mit Diplom-Psychologe Lorenz Wohanka finden wir es heraus. Als Experte für das Verhalten und Erleben von Menschen treibt ihn die stete Neugierde auf seine Lieben Nachbarn, ihre Gedanken und Handlungen an – sowie die Möglichkeit, ihnen ihr Leben etwas leichter zu machen. WAS SO MANCHEN SCHON IM HERBST EREILT UND ANDERE DANN NACH WEIHNACHTEN, WENN DIE TEMPERATUREN NOCHMAL IN DEN KELLER RUTSCHEN, WIRD UMGANGSSPRACHLICH HÄUFIG WINTER-BLUES GENANNT. WOHER KOMMT DIESES PHÄNOMEN? Winter-Blues ist ein altbekanntes Phänomen: Wir Menschen sind wie nahezu alle Lebewesen – von Tieren bis Pflanzen – in bestimmte Rhythmen eingebunden. Bei uns gibt es dazu einen Nervenkern, den Nukleus suprachiasmaticus (NCS), der sozusagen unser innerer Taktgeber ist und über den Außenreiz Tageslicht getriggert wird. Wahnsinnig spannend ist der Abgleich zwischen dieser inneren Uhr und dem äußeren Taktgeber, dem Tageslicht. Denn dieses beeinflusst entscheidend unseren Hormonhaushalt und damit unsere inneren Rhythmen. Im Winter führt die reduzierte Dauer des Tageslichts zu Veränderungen: Der NCS steuert unter anderem die Ausschüttung des sogenannten Schlafhormons …

KAFFEEMANNS – GARN

Egal, ob schwarz, mit Milch, Zucker oder als Espresso: Der Kaffee ist aus deutschen Büros und Haushalten nicht mehr wegzudenken. Für die einen ist das beliebte Heißgetränk ein „Munterma- cher“, für die anderen reiner Genuss. Aber wie viel Kaffee am Tag geht als gesund durch – und macht das Bohnengetränk wirklich wach? Das und mehr verrät uns Barista Daniel Gerlach (Systemberatung, Schulung und Qualitätsmanagement bei Albert Karl oHG). IST ESPRESSO DIE STÄRKSTE FORM VON KAFFEE? Geschmacklich ist der Espresso der kräftigste, da er mit hohem Druck extrahiert wird. Aber vom Koffeingehalt her sind Brühkaffees stärker MACHT KAFFEE MUNTER UND WACH? Ja, denn grundsätzlich enthält jede Kaffeebohne Koffein. Der Koffeingehalt schwankt jedoch nach Sorte und Anbaugebiet. Das Koffein wird bei der Extraktion, also der Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffee, freigesetzt. Das heißt: Koffein ist wasserlöslich. Da das Wasser beim Kochen von Filterkaffee länger mit dem Kaffee in Berührung ist, enthält dieser auch mehr Koffein als ein Espresso. Koffein hat in unserem Körper allerdings nur für bestimmte Zeit eine belebende Wirkung. ENTZIEHT KAFFEE DEM KÖRPER TATSÄCHLICH WASSER? …

AUS DEM BUCH HERAUS

Es ist eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art: „ Man muss sich darauf einlassen, dass hier nicht einfach Mann auf Frau trifft, sondern die Begegnung erst einmal nur in Gedanken stattfindet.“ Mit diesen Worten beschreibt die junge Würzburger Autorin Julia Hanel ihren ersten Roman „Zwei fürs Leben“. Die Geschichte handelt von Anni und Ben, die nach einem Unfall im Krankenhaus liegen und plötzlich die Stimme des jeweils anderen im Kopf hören. Doch Nachwuchsautoren brauchen heutzutage allerdings mehr als eine gute Story. Sie müssen sich „vermarkten“ können – und das bedeutet manchmal auch, sich durchzubeißen. Autorin Julia erzählt von Herausforderungen, die Nachwuchsautoren heutzutage meistern müssen und wie sie mit dem nötigen Biss ihr Debüt-Werk erfolgreich veröffentlichen konnte. „Wer Lust hat, ein Buch zu schreiben, sollte es einfach tun. Ohne sich vorab unendlich viele Gedanken zu machen, was danach passiert. Das kann man ohnehin nicht planen“, rät Julia allen Nachwuchsschriftstellern. Ist der Anfang erst gemacht, geht es an die eigentliche Arbeit – denn nicht nur Kreativität ist gefragt, sondern auch Disziplin. „Ein Roman schreibt sich eben leider …

ICH BIN DA, MAMA

Und ich hatte Euch gewarnt. Mit dem Baby könnten wir uns endlich für das permanente Stühlerücken oder den schlechten Musikgeschmack revanchieren. Die Idee lag nahe, unser schreiendes Kind einfach möglichst nah an die Zimmerdecke zu halten. Auch wenn wir das natürlich nie vorhatten, ist es auch gar nicht nötig. Denn unsere Tochter ist laut genug. Und zwar richtig laut! Unsere Nachbarn haben uns glücklicherweise versichert, dass sie unser Baby gar nicht hören. Ich bin mir da nicht so sicher … Ich höre sie über uns putzen und sie hören nicht, wie sich unser Kind bei Bauchkoliken die Seele aus dem Leib schreit? Danke, liebe Nachbarn! Jetzt ist das Baby gesund und munter auf der Welt und das Verhältnis zu den Nachbarn hat sich tatsächlich verändert – und zwar zum Positiven! Wurde früher nur ein schnelles „Hallo“ im Treppenhaus gemurmelt, wird jetzt erst einmal ausgiebig unsere Tochter bewundert. Plötzlich bekommen wir Glückwunschkarten von Menschen, deren Vornamen wir nicht einmal kannten. Und es werden erstaunlicherweise immer mehr Nachbarn, die ganz plötzlich auftauchen. Nicht nur mehr die aus …

IN HÖCHSTEN TÖNEN

Wenn Mittwoch für Mittwoch um Punkt 17:30 Uhr plötzlich wundersame Glockenklänge aus dem Turm der Neubaukirche über der Stadt erschallen, sorgt das selbst bei vielen Einheimischen noch immer für Irritationen. „Was hat es damit auf sich?“ oder auch „Läuft das automatisch?“, lauten die üblichen Fragen zum allwöchentlichen Glockenspiel im höchsten Turm der Stadt. Eigentlich verbirgt sich dahinter gar kein „gewöhnliches“ Glockenspiel, sondern ein sogenanntes Carillon. Dieses gibt es dort seit nunmehr zehn Jahren. Höchste Zeit also für einen Besuch an einem der wohl außergewöhnlichsten Arbeitsplätze Würzburgs. DIE POPSTARS DES 18. JAHRHUNDERTS  250 Stufen und jede Menge Puste später findet man so hoch oben über der Stadt Dr. Dr. Jürgen Buchner. Von hier aus bezaubert er die Würzburger ehrenamtlich mit dem außergewöhnlichen Sound des Carillon. Bereits im Jahr 1510 fand das Instrument seine erste urkundliche Erwähnung. Die ersten Noten für das Carillon waren damals Weihnachtslieder. In den Niederlanden und Belgien entstand später die Hochburg der Carilloneure. Sie waren so etwas wie die Popstars des 18. Jahrhunderts, die die Hits spielten, zu welchen die Menschen auf der …

MANN DER REKORDE

Hans-Otto Wöhrle. Er hat Guinessbuch-Rekorde aufgestellt, zweimal den Iron Man in Roth absolviert – und Kraftsport gehört zu seinem Leben wie die Luft zum Atmen: Seit den 80er Jahren ist Hans Otto Wöhrle in Würzburg als Fitnesstrainer aktiv. Einblicke in ein – im wahrsten Sinne des Wortes – bewegtes Leben. „In meiner Jugend war nur der Stärkere, Schnellere, Wendigere der Chef“, erzählt uns Hans-Otto Wöhrle auf die Frage nach seinen frühen Erinnerungen. „Physische Tätigkeiten hatten damals immer auch etwas mit Leistung und Wettbewerb zu tun – ob das Bauarbeiten waren oder Arbeiten im Weinberg.“ Sportlich startete er, wie wohl die meisten Jungs, mit Fußball, spielte aktiv bis zur A-Jugend beim FC Randersacker. Doch schon relativ früh entwickelte Wöhrle ein ausgeprägtes Interesse fürs Gewichtestemmen. „Steine heben, mein Fahrrad mit einer Hand, solche Sachen eben“, erinnert er sich. Schnell spezialisierte er sich dann auf die Disziplin des olympischen Gewichthebens, bei der durch das sogenannte Reißen oder Stoßen eine Langhantel über den Kopf gestemmt wird. Mit 17 hatte der Würzburger dann auch seinen ersten großen sportlichen Auftritt bei …