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Vom Main zur Weltmeisterschaft

Mal ehrlich: Viele Würzburger haben sich mit dem Thema Rudern höchstwahrscheinlich noch nie wirklich auseinandergesetzt. Wir von Liebe Nachbarn dachten uns deshalb: Es ist Zeit, dies zu ändern. Deshalb haben wir Anneke und Joachim, zwei junge Ruderer des akademischen Rudervereins Würzburg, eingeladen und ihnen ein paar Fragen zum Thema Rudern gestellt. Und los geht’s!

Wann habt ihr mit dem Rudern angefangen und wie kam es dazu? Anneke: Ich bin das allererste Mal 2009 im Ostertrainingslager des akademischen Rudervereins gerudert. In der fünften Klasse kamen Leute des Vereins zu uns in die Schule und haben für das Trainingslager geworben. Ein paar Freunde von mir sind auch mit ins Lager gekommen – ich war allerdings die einzige, die danach weitergemacht hat.

Joachim: 2005 – in der sechsten Klasse wurde bei der Einführung des Schulruderns ein Ruderergometer mit in die Schule gebracht. Dieses durfte jeder einmal ausprobieren. Da wurde mein Interesse geweckt und ich bin zum Schulrudern gegangen.

Ab wann wusstest ihr, dass ihr das leistungsmäßig machen möchtet? Anneke: Beim Übergang zwischen Kindermannschaft und Junioren. Mit 14 Jahren kommt man zu den Junioren B. Hier wird das Training angezogen und man ist so gut wie jeden Tag im Ruderclub. Das Ziel in dieser Altersklasse ist die Deutsche Meisterschaft.

Joachim: Mit etwa 15 Jahren. Dann beginnt mit dem täglichen Training der Einstieg in die Junioren-B-Gruppe.

Wie sieht euer Tagesablauf aus?Joachim: Ich studiere momentan und kann mir dadurch die Zeit gut einteilen. Ich gehe meistens früh Rudern, dann erledige ich mein Studentenpensum, um danach nochmal zum Rudern, Joggen, Radfahren oder Krafttraining zu können.

Anneke: Da ich im Sommer Abitur gemacht habe, war es bei mir in letzter Zeit relativ stressig. Meistens Lernen und Rudern im Wechsel. Zudem sind wir oft nach Erlangen gefahren, weil wir dort Training hatten. Ich habe also zusätzlich viel Zeit auf der Autobahn verbracht.

Wie ist euer Plan für die Zukunft? Anneke: Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich weiter rudere oder nicht. Das entscheide ich nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Südafrika. Demnach lege ich gerade eine Trainingspause ein. Mein Plan ist es zudem, im Wintersemester 2017 ins Studentenleben zu starten.

Joachim: Ich möchte auf jeden Fall weiter machen. Ich bin dieses Jahr noch in der Ü-23-Klasse gestartet, nächstes Jahr komme ich dann in die offene Klasse, da habe ich wohl auch ganz gute Chancen, bei der WM starten zu können. Ansonsten schreibe ich momentan meine Bachelorarbeit. Im Anschluss hänge ich dann noch meinen Master in Informatik dran.

Joachim, du bist im Deutschen Kader, wie kommt man da rein? Joachim: Zum einen wird selektiert. Zum anderen muss man bei der WM gefahren sein – dann kommt man auf jeden Fall in den Deutschen Kader. Es gibt aber auch Schlupflöcher, wenn man beispielsweise gute Werte auf dem Ergometer und im Wasser hat.

Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade rudert?
Joachim: Zum einen haben wir neben dem Rudern an sich noch alternatives Training. Zum anderen gehe ich gerne Mountainbiken oder Squash spielen – generell bleibt neben dem Rudern, Uni und Sport wenig Zeit für andere Aktivitäten.

Anneke: Ich habe nach dem Abi relativ viel Zeit zur Verfügung. Deshalb besuche ich oft Freunde, die ich während der Saison nicht sehen konnte, und arbeite zudem im Sir Quickly in der Innenstadt.

Ist Rudern ein teurer Sport? Joachim: Sicherlich übernimmt der Verein vieles – hier kommt es aber immer darauf an, wie viel Geld dieser überhaupt zur Verfügung hat. Bei uns stellt der Verein die Boote. Jeder braucht schließlich seinen Einer, den er alleine fahren kann. Hier liegt der Kostenpunkt bei etwa 10.000 Euro. Zusätzlich fahren wir oft nach München ins Lager. Das kostet dann pro Nacht 40 Euro. Die wenigsten Privatpersonen können sich das ohne einen Verein leisten.

Hast du dir beim Rudern schon mal Verletzungen zugezogen? Anneke: Nicht wirklich. Ab und zu zwickt es mal in der Schulter oder im Knie, aber das wird dann vom Physiotherapeuten behandelt. Man muss aber sagen, dass es viele gibt, die in jungen Jahren, also so zwischen 17 und 18 Jahren, einen Bandscheibenvorfall haben. Dass war dann ein bisschen zu viel Training.

Wo sind eure Lieblingsplätze zum Rudern? Anneke: In Würzburg haben wir nicht viele Möglichkeiten, da wir zwischen den Schleusen in Randersacker und Würzburg „eingesperrt“sind. Da wir meistens zwischen 20 und 25 Kilometer fahren, müssen wir die Strecke auch komplett ausnutzen. In dieser Saison ruderte ich fast nur in Erlangen auf dem Kanal, aber eine wirkliche Lieblingsstelle habe ich nicht. Wobei der Lago di Varese in Italien sehr schön ist.

Joachim: In Villach in Österreich ist ein sehr schöner See. Um mich Anneke anzuschließen: In Würzburg haben wir keinen wirklichen Lieblingsplatz zum Rudern, zumal zwischen Neubert und dem Kiesweg – wegen der vielen Strudel – ein nicht besonders schöner Streckenabschnitt ist.

Was waren deine persönlich größten Erfolge?Anneke: Bei der Europameisterschaft haben wir im Doppel-Vierer gewonnen. Danach wollten wir natürlich auch auf der WM erfolgreich mitfahren. Hier hat es allerdings leider wegen des Bruchs eines Skulls leider nicht für das WM-Treppchen gereicht.

Joachim: Dieses Jahr war das erfolgreichste für mich. Ich durfte zur WM fahren. Und bei der deutschen Meisterschaft haben wir den amtierenden Weltmeister im Doppel-Zweier geschlagen.

Wenn ihr mit eurer Rudermannschaft unterwegs seid, was vermisst ihr dann an Würzburg? Joachim: Der Rückhalt im Ruderverein ist das Schönste. Man ist täglich dort, lernt dadurch viele Freunde kennen und fühlt sich wie zu Hause.

Anneke: Dadurch, dass wir viel in Großstädten unterwegs waren, habe ich die kurzen Strecken in Würzburg sehr zu schätzen gelernt. Ich brauche von mir zu Hause in die Stadt nur knapp fünf Minuten – aber auch nur fünf Minuten aus Würzburg raus.

Text: Matthias Fries

Fotos: Anneke Mau