Alle wollen Grün. Alle wollen weniger CO2, Feinstaub und Stickoxide in der Luft. Alle wollen weniger Glyphosat im Essen und weniger Nitrat im Trinkwasser. Alle wollen Eier ohne Dioxin und Fipronil. Alle wollen Fleisch ohne (Reserve-)Antibiotika, eine Ozonschicht ohne Loch, ein Klima ohne Wandel. Aber mal ehrlich: Wer ist auch bereit, dafür etwas zu tun?
Das Fenster meines Büros zeigt direkt auf den vierspurigen Röntgenring. Allmorgendlich zwischen 7:30 und 8:30 Uhr sowie nachmittags ab 16 Uhr schaue ich Würzburg beim Verkehrsinfarkt zu. Obwohl direkt daneben ein Radweg verläuft, würde ich schätzen, dass auf einen Radfahrer etwa 100 Autofahrer kommen. Ich wohne und arbeite auch in Würzburg und habe bereits im Studium das Fahrrad für mich entdeckt. Zu Beginn nahm ich aus Geldmangel den Bus, später dann das Auto – doch beide Transportmöglichkeiten sind mir ziemlich schnell zuwider geworden. Busfahren ist prinzipiell eine feine Sache, gestört hat mich nur der Geruch im Sommer und die großzügige Verteilung von Viren im Winter. Ganz ehrlich: Ich bin im Winter dreimal Bus gefahren und war eine Woche mit Grippe außer Gefecht. Alles rotzt und schnieft und hustet und fasst dann überall hin; der öffentliche Nahverkehr im Winter ist biologische Kriegsführung auf Rädern. Mit dem Fahrrad hatte ich höchstens mal einen Tag Schnupfen – und das auch nur, wenn es richtig kalt war. Doch das mit dem Auto hatte sich für mich ohnehin recht schnell erledigt: Mein Arbeitsplatz liegt etwa drei Kilometer von meiner Wohnung entfernt, was ziemlich genau zehn Radminuten entspricht. Wenn ich das Auto nehme, brauche ich schon länger, um einen Parkplatz zu finden! Ja gut, im Winter jammern die Mimosen immer, dass es kalt ist – bu-hu. Bis ich bei meinem alten FIAT im Winter die Türen aufkriege und die Scheiben von außen (und leider auch von innen) gekratzt habe, bin ich mit dem Fahrrad schon längst am Ziel. Handschuhe und Mütze (und in Würzburg Fahrradhelm und der sechste Sinn) machen es möglich! Fahrrad ist super! Ich bin an keinen Fahrplan gebunden, teile mir nicht die Krätze mit den anderen Fahrgästen, kann überall parken und kratzen muss ich auch nicht. Das Auto benutze ich nur noch für Strecken über fünf Kilometer. Selbst Einkaufen mit Fahrrad plus Rucksack ist absolut stressfrei. So bleiben pro Woche mehr als fünf Liter Benzin im Tank und die Umwelt von den Abgasen verschont.
Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die dank Subventionen für 20 Euro von Frankfurt nach London zum Shopping fliegen. Was ein Passagier bei solch einem sinnlosen Flug an Schadstoffen in die Umwelt bläst (nämlich allein knapp 400 Kilogramm klimaschädliches CO2), entspricht laut atmosfair.de fast einem Vierteljahr Autofahren (nicht im FIAT, sondern im Mittelklassewagen!). Die Zugfahrt von Hamburg nach Würzburg hin und zurück kostet um die 150 Euro, aber ab drei Euro kann ich von Frankfurt nach Krakau UND ZURÜCK fliegen (leider kein Witz). Da ist doch einiges faul im Staate Deutschland!
Ich bin auch von Plastikflaschen auf das gute alte Mehrwegglas umgestiegen, so wie früher. Alle wollen immer einfach und leicht: „Bäh, die schweren Kisten schleppen und dann wieder abgeben“, aber dann ins Fitnessstudio rennen? Inkonsequent! Bei mir in der Nähe ist ein Getränkehandel. Da geh ich alle 14 Tage rüber und hole mir einen Kasten Wasser, dauert drei Minuten und verursacht (je nach Wetterlage) ein bis zwei Schweißperlen, Thema erledigt. Kein Mikroplastik im Autor, kein Makroplastik im Ozean, alle happy. Alternativ, wenn ich ganz faul bin, trinke ich gefiltertes Wasser aus dem Hahn. Den Wasserfilter habe ich sowieso, da schmeckt Tee und Kaffee einfach besser und der Filter kostet nen Euro die Woche.
Ich kaufe auch nur Bio. Jetzt denken manche Leser vielleicht: „Klar, wenn man es sich leisten kann!“ Nein! Bio wird billiger, je mehr Leute mitmachen! Sage einer, der Kapitalismus hätte nur schlechte Seiten! Abgesehen davon: Mit Bio tut IHR nicht IRGENDWEM etwas Gutes, Ihr tut EUCH was Gutes, weil sich in euren Körpern weniger Pestizide, Fungizide, Herbizide etc. anreichern! Ein Bekannter von mir hat sich und seine gesamte Familie auf Glyphosat testen lassen. Das geht über den Urin und kostet nicht viel. Bei allen Personen wurde das Totalherbizid von Monsanto/Bayer nachgewiesen, auch in der dreijährigen Tochter. Na dann: Schönes Leben noch! Das Zeug reichert sich natürlich auch im Grundwasser an und ist mittlerweile eigentlich überall zu finden, sogar im Bier! Jeder Acker, der jedoch in Zukunft biologisch bewirtschaftet wird, ist ein Acker weniger, der gespritzt werden darf. Der Verbraucher steuert hier also direkt über sein Konsumverhalten, was mit unserer Umwelt geschieht.
Kleine Anekdote: Wir haben zu Hause einen Garten. Als nach Dioxin die Eier mit Fipronil belastet waren, entschloss sich mein Bruder, selbst Hühner anzuschaffen. Per Gesetz ist es jedem erlaubt, „4 Hennen & 1 Hahn“ im Garten zu halten. Ich war am Anfang skeptisch, habe die Tiere aber total liebgewonnen. Wir werfen seitdem keine Lebensmittel mehr weg (picken alles die Hühner), wissen, wo unsere Eier herkommen und die schmecken einfach sagenhaft! Klar ist das in der Stadt schwer umzusetzen, aber jeder kennt sicher jemanden, der jemanden kennt, der irgendwie auf dem Land wohnt … und für alle anderen? Gibt’s Bio-Eier!
Statt Waschpulver, -pods & Co., produziert aus Erdöl, stelle ich inzwischen auch mein Flüssigwaschmittel selbst her. Zutaten: Wasser, Kernseife, Soda – und bei Bedarf Wäscheparfüm aus dem Bioladen, einfacher geht’s nicht, billiger auch nicht, vom gesparten Plastikmüll ganz zu schweigen. Ich nehme Naturkosmetik ohne Paraffine und Parabene (Cremes, Duschgel und Shampoo), kaufe keine Plastiktüten oder Einwegbecher. Ich bin jetzt kein Hardcore-Umweltschützer und laufe barfuß im Jutesack herum, ich muss auf nichts verzichten und es kostet mich auch keine große Anstrengung. Falls ich für Bio mehr zahle, hole ich das Geld doppelt und dreifach wieder für meine Gesundheit und die Umwelt rein, Radfahren hält fit und kostet bis auf die Wartung so gut wie nichts – und das Wasser aus der Glasflasche schmeckt besser als das aus PET oder Einwegplastik.
Also einfach mal mit offenen Augen und eingeschaltetem Hirn durchs Leben gehen. Papier statt Plastik, Fahrrad statt Auto, Bio statt konventionell, Naherholung statt Fernreise. Große Änderungen fangen klein an! In diesem Sinne: Bitte werft dieses Magazin nach der Lektüre nicht weg; recycelt es zum Beispiel sinnvoll, indem ihr es Euren Freunden zum Lesen gebt ;).
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Nicht nur sauber, sondern rein(es Gewissen!):
Waschmittel zum Selbermachen
Zutaten für 2 Liter Flüssigwaschmittel:
• 40 g Waschsoda (500 g kosten ca. 0,95 Cent)
• 30 g Kernseife (300 g kosten ca. 1,25 Euro) • Optional ein paar Tropfen ätherisches Öl
• 2 Liter Wasser
• Große Schüssel oder Eimer
• Verschließbares Gefäß zur Aufbewahrung
Kernseife fein raspeln und mit Soda in eine Schüssel geben. Wasser im Wasserkocher aufkochen und darübergießen. Einige Minuten ordentlich rühren, bis sich alles gut vermischt hat, einige Stunden abkühlen lassen und bei Bedarf gelegentlich umrühren. Zum Schluss optional das Wäscheparfüm dazu, abfüllen, fertig!
Text: Dr. rer. nat. Dipl-Ing. Univ. Sebastian Fiedler