Wenig Schein, viel Sein
Über menschliche Größe in einer kleinen Kantine Art. 147 GG hält unmissverständlich fest: „Der deutsche Morgen ist von jeglicher Fröhlichkeit freizuhalten.“ Oh würde nur jeder Artikel des Grundgesetzes so eisern befolgt! Sogar jene wenigen verirrten Subjekte, die ab und an versehentlich mit dem rechten Fuß aufstehen, können auf die Hilfe ihrer regeltreuen Mitbürger zählen; schließlich gewährleisten diese mit deutscher Zuverlässigkeit, dass sich auf dem Arbeitsweg selbst der kleinste Anflug guter Laune schleunigst wieder in Luft auflöst. Die Bandbreite reicht dabei von der Strategie „Weihwasserkessel 4.0“ (in Bus oder Bahn mit vorgeschobenem Unterkiefer möglichst dämlich auf ein Smartphone glotzen) bis hin zum ho(h)lis-tischen Ansatz (freundliche Blicke mit dermaßen hohlen Gesichtsausdrücken quittieren, dass selbst ein scheinbar hübsches Antlitz binnen Sekunden die Faszination eines silbernen Golf VI Trendline ausstrahlt. Auf Stahlfelgen!). Sie müssten es nicht … So weit, so schlecht. Jedenfalls lag ein ebensolcher Morgen gerade wieder hinter mir, als ich mittags erstmalig die Kantine des Finanzamts Würzburg in der Ludwigstraße betrat. Übellaunig bzw. überdrüssig des ewig gleichen Pizzalasagneveggiehummusstampfdönerasianudelreiseinerleis und frei nach dem Motto: ‚Jetz is‘ a scho …